Was machen Sie denn da?

Felix Grützner (46) aus Bonn tanzt in Gottesdiensten und auf Beerdigungen.

Herr Grützner, was machen Sie denn da?
Ich bin gebeten worden, auf einer Beerdigung zu tanzen. Die Menschen sehen gestische Elemente, die sie erkennen können, wie Festhalten, Loslassen oder das Wiegen eines Kindes. Meine Choreografie ist aber nie etwas von der Stange. Es ist mir sehr wichtig, dass ich vorher etwas über die verstorbene Person erfahre, und auch biblische Textstellen beziehe ich mit ein. Anders als Worte ist Tanz viel offener für individuelle Gefühle, die ja bei jedem anders sein können. Tanz geht direkt ins Herz.

Wie geht die Trauergemeinde mit diesem ungewöhnlichen Element um?
Die Emotionalität des Tanzes kann Menschen Angst machen und ist sicher nicht für jeden etwas. Ich habe allerdings nie Ablehnung erlebt. Im Gegenteil. Es ist ja auch kein Totentanz, so nach dem Motto: Ihr alle seid einmal dran. Ich mache Lebenstanz, der eingeht auf die Trauer, aber gleichzeitig auch eine Ahnung zeigt, wie das Leben weitergehen kann.

Wie kam es dazu, dass Sie heute Tanz auf Beerdigungen anbieten?
Ich fing mit neun Jahren an zu tanzen, heute bin ich ausgebildeter Balletttänzer. Durch den Pfarrer meiner Heimatgemeinde habe ich mich mit Anfang 20 auf das Experiment eingelassen. Und da habe ich gemerkt, wie wunderbar sich Tanz und Spiritualität miteinander verbinden. Seit zehn Jahren tanze ich nun regelmäßig in einer Kölner Gemeinde, wo ich immer unheimlich gute Rückmeldungen bekommen habe. Vor rund einem Jahr haben mich Bekannte gebeten, auch auf Beerdigungen zu tanzen. Konkrete Anfragen von außen gab es bis jetzt aber noch nicht.

Würden Sie sich solche Anfragen wünschen?
Ich fände es schön, denn ich glaube, dass der Lebenstanz den Angehörigen viel geben kann. Bestatter und Seelsorgende müssten die Trauernden aber von sich aus auf diese Möglichkeit aufmerksam machen.

Interview: Lina Unterbörsch, Foto: Markus Feger