Djihad in Wittenberg

Pfarrer Wolfram Behmenburg (62) aus Köln spielt im Stück „Djihad in Wittenberg – Martin Luther sein Kampf“.

 

Interview: Philippa Schindler

Fotos: Angelika Wuttke

 

Herr Behmenburg, was machen Sie denn da? Ich stehe auf der Bühne und spiele mit meiner Kabarettgruppe „Klüngelbeutel“ unser aktuelles Stück „Djihad in Wittenberg“. Es er zählt von der fiktiven Rückkehr Martin Luthers in unsere Ge gen wart – und von sei ner Begegnung mit der gläubigen Muslima Fa time. Auf den ersten Blick haben die beiden nicht viel füreinander übrig, dann aber entdecken sie eine große Gemeinsamkeit: Sie müssen beide jeden Tag dafür kämpfen, mit ihrer Religion ernst genommen zu werden. Es ist ein Unterhaltungsstück, auch wenn einem das Lachen manchmal im Hals stecken bleiben mag.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Stück zu inszenieren?

Mit Blick auf das Reformationsjubiläum war uns die Auseinandersetzung mit Luther wichtig, aber auch seine Verortung im Hier und Jetzt. Wir haben uns deswegen die Frage gestellt, wie sich Luther in der interreligiösen Welt von heute erleben würde. In der Auseinandersetzung, die darauf folgt, geht es um Gewalt, um Islamfeindlichkeit und unsere jeweiligen religiösen Engstirnigkeiten, aber auch um die spezifische Sicht von zwei jecken Kölnern auf das Thema. Es ist halt Kabarett: Anstöße und Provokationen in der Bühnensprache der Unterhaltung.

Wie genau zeigt sich das Provokative? Zum Beispiel, wenn Luther zurück in die katholische Kirche berufen wird und Papst Franziskus ihn problemlos heiligspricht. Oder wenn eine Muslima den Djihad in der Bibel entdeckt und sagt: Lasst uns doch „den guten Kampf des Glaubens“, von dem euer Paulus schreibt, gemeinsam kämpfen.

Wie reagiert Ihr Publikum auf das Stück? „Djihad in Wittenberg“ hat bei unserem Publikum von Anfang an eine Kontroverse losgetreten. Die Berührungsängste sind deutlich größer, als wir es erwartet hatten, und das haben wir auch zu spüren bekommen: Es gab Stimmen, die kritisierten, dass wir eine positive Figur wie Martin Luther mit dem Djihad in Verbindung bringen. Teilweise kamen auch weniger Besucher in die Vorstellungen als bei anderen Stücken. Manche Veranstalter haben uns zwar engagiert, sich aber nicht getraut, unser Plakat aufzuhängen. Aber ich finde, dass das Kabarett auch eine gewisse Gegenöffentlichkeit sein kann, ein Gegenpol zum kirchlichen und gesellschaftlichen Mainstream. Unser Blog zum Stück bietet hierfür eine zusätzliche Plattform.

www.kluengelbeutel.de